Der japanische Wissenschaftler Prof. Dr. Nakamura erklärte: „Die Immuntherapie verändert die Krebsbehandlung grundlegend.“ Was sind die neuesten Entwicklungen in der Krebsbehandlung?

Prof. Dr. Yusuke Nakamura, ein japanischer Wissenschaftler, der zu den weltweit bedeutendsten Namen in der Krebsgenetik zählt und Direktor des Cancer Precision Medicine Center der Japanese Foundation for Cancer Research sowie Forscher am Tokyo University Institute of Medical Sciences ist, war einer der Wissenschaftler, die nach Istanbul kamen, um bei ALIS 2025 zu sprechen. Prof. Dr. Nakamura machte wichtige Aussagen zu den neuesten Entwicklungen in der Krebsbehandlung.
Prof. Dr. Nakamura wies darauf hin, dass Krebsbehandlungen der neuen Generation, wie beispielsweise die Immuntherapie (Training und Stimulation des Immunsystems gegen Krebs), dank der Fortschritte in der Genforschung Patienten heute ein längeres Überleben bei weniger Nebenwirkungen ermöglichen. Prof. Dr. Nakamura erwähnte außerdem seine neuesten Studien, die die Behandlung von Dickdarm- und Bauchspeicheldrüsenkrebs revolutionieren werden. Er betonte, dass die personalisierte Immuntherapie, die im Vergleich zur klassischen Chemotherapie weniger Nebenwirkungen hat und Patienten eine angenehmere Behandlungsmöglichkeit bietet, die Krebsbehandlung grundlegend verändert hat.
Prof. Dr. Nakamura, dessen Mutter an Darmkrebs starb, konzentriert sich in seiner Krebsforschung daher insbesondere auf Darmkrebs. Er sagte: „Ich habe miterlebt, wie meine Mutter im letzten Jahr sehr gelitten hat. Sie hatte mit vielen Nebenwirkungen zu kämpfen. Seit der zunehmenden westlichen Ernährung (Fast Food) und dem zunehmenden Lebensmittelkonsum in Japan verzeichnen wir zudem einen starken Anstieg von Brust-, Darm- und Prostatakrebs. Darmkrebs ist beispielsweise zu einer der häufigsten Todesursachen bei Frauen geworden. Wir müssen herausfinden, welche Lebensmittel gut für den Hormonhaushalt sind und welche die hormonbedingte Krebsrate erhöhen. Vor allem Fast Food, rotes Fleisch und verarbeitetes Fleisch begünstigen Darm- und Brustkrebs. Früher war die Brust- und Darmkrebsrate in Japan sehr niedrig. Heute tragen sowohl die Umwelt als auch die Lebensmittel, die wir zu uns nehmen, zu einem starken Anstieg dieser Krebsarten bei.“
Prof. Dr. Nakamura und seinem Team ist es gelungen, das Immunsystem gegen Bauchspeicheldrüsenkrebszellen zu aktivieren, indem sie einen personalisierten Impfstoff für Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs entwickelten. Dieser Impfstoff erkennt spezielle Signale (Neoantigene) auf Krebszellen und stimuliert das Immunsystem. Der Impfstoff „Neo-P DC“ erregt als Immuntherapie Aufmerksamkeit. Er trainiert die körpereigenen Abwehrzellen, die sogenannten T-Zellen, gegen Krebszellen, indem er insbesondere dendritische Zellen nutzt und sie zum Angriff anregt. Ziel dieser personalisierten Immuntherapie ist es, die Fähigkeit des Immunsystems zur Krebsbekämpfung zu erhöhen. Prof. Dr. Nakamura und seinem Team gelang es mit diesem Impfstoff bei 13 von 16 Patienten, die sich einer Operation unterzogen hatten, das Immunsystem gegen Krebs zu stärken. Nur einer der sieben geimpften Patienten erkrankte regelmäßig erneut, und keiner der Patienten verlor über fünf Jahre lang sein Leben. Diese neue Behandlungsmethode von Prof. Dr. Nakamura und seinem Team funktioniert dank der Genetik. Denn der Impfstoff produziert spezielle Antikörper und T-Zell-Rezeptoren, die sich gegen Symptome (Neoantigene) richten, die von bestimmten fehlerhaften Genen ausgehen, die häufig bei Dickdarm- und Bauchspeicheldrüsenkrebs auftreten. Dieser neue Impfstoff, der sich noch in der Forschungsphase befindet, soll Patienten mit tödlichem Bauchspeicheldrüsen- und Dickdarmkrebs Hoffnung geben.
Prof. Dr. Nakamura wies darauf hin, dass alle Krebsarten durch eine bestimmte Mutation verursacht werden und es theoretisch möglich ist, für jede Krebsart einen Impfstoff zu entwickeln. Er erläuterte: „Tatsächlich werden derzeit viele Medikamente zur Krebsbehandlung eingesetzt, ihre Heilungsraten sind jedoch begrenzt. Die Immuntherapie wird in dieser Hinsicht eine bahnbrechende Rolle spielen. Wir haben letzte Woche einen Artikel veröffentlicht, in dem wir uns mit fortgeschrittenem Bauchspeicheldrüsenkrebs und der Immuntherapie nach chirurgischer Behandlung befassten. Alle sieben Patienten überlebten länger als fünf Jahre. Bauchspeicheldrüsenkrebs ist derzeit eine der tödlichsten Krebsarten. Nur weniger als 10 Prozent der Patienten können fünf Jahre oder länger überleben. Wir versuchen, diese 10 Prozent durch Immuntherapie auf 50 Prozent zu erhöhen. Deshalb arbeiten wir weiter an neuen Immuntherapieoptionen. Die Genforschung hat große Fortschritte gemacht. Wir kennen jetzt die Ursachen vieler Krankheiten, und da die Immuntherapie auf diese genetischen Veränderungen abzielt, wird sie in vier bis fünf Jahren große Veränderungen auf diesem Gebiet bewirken. Die Heilungschancen von Krebs durch Immuntherapie werden weiter steigen.“
Prof. Dr. Nakamura betonte, dass Chemotherapie, die bei einem Großteil der Krebspatienten immer noch als klassische Krebsbehandlung eingesetzt wird, zwar eine umfassende Verbesserung bewirken kann, aber aufgrund ihrer schwerwiegenden Nebenwirkungen die Lebensqualität der Patienten beeinträchtigt. Er schloss seine Ausführungen wie folgt: „Menschen leben mit Chemotherapie länger, leiden aber stärker. Es ist zudem sehr schwierig, Immuntherapie und Chemotherapie in diesem Prozess anzuwenden. Schließlich muss der Immunzustand des Patienten stabil und angemessen sein. Anders ausgedrückt: Die Robustheit muss erhalten bleiben. In den letzten Jahren gab es jedoch einen Ansatz, zunächst Immuntherapie oder zielgerichtete Medikamente und dann Immuntherapie einzusetzen. Die Immuntherapie wird die Chemotherapie in den nächsten fünf Jahren überholen. Wenn wir uns neue klinische Studien zur Immuntherapie ansehen, werden wir in drei bis fünf Jahren detailliertere Ergebnisse sehen. Derzeit gibt es viele Behandlungen, die von der FDA und anderen Behörden zugelassen werden können. Es wird Therapien geben, die für viele Krebsarten wirksamer sein werden. Wichtig ist dabei, ein Wiederauftreten zu verhindern. Denn eine spätere Heilung der Krankheit ist viel schwieriger. Wenn man frühzeitig behandelt oder einen Rückfall verhindert, ist die Überlebensrate viel höher.“
(DHA) Dieser Inhalt wurde von Sedef Karatay veröffentlicht
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